Die Earclinic, neue Projekte und Royal Enfields (Sonntag, 4. März 2012)
Das zwei Hörgeräteakustiker in Kathmandu sind und ein Labor für Ohrpassstücke aufbauen, hat sich herumgesprochen wie ein Lauffeuer und aus allen Landesteilen Nepals reisen Schwerhörige an um von den zwei deutschen in Kirtipur versorgt zu werden. Inzwischen unterstützen wir das dritte Projekt. Man kann sagen, dass das Potential zu helfen in Nepal unerschöpflich ist. Seit circa 2 Wochen läuft unser Labor auf vollen Touren und wir sind täglich damit beschäftigt zu fräsen und Hörgeräte anzupassen.
Da wir freundlicher Weise eine große Spende der Firma Hörpartner aus Berlin und von den Hörmeistern aus Hamburg erhalten haben, können wir voller Stolz berichten, dass wir 290 Hörgeräte zur Verfügung haben. An dieser Stelle ein „Rieses Dankeschön“ nach Berlin und Hamburg. Außerdem wollen wir beide uns noch mal bei allen bedanken, die für unser Hilfsprojekt gespendet haben. Ohne eure Unterstützung wäre das hier alles nicht möglich gewesen. „Danke ♥“
Wir sind überglücklich Macha Bhai, Keshab & die Earclinic gefunden zu haben.
Die Anpassungen mit dem Nepalesen sind mit unserer Arbeit zu Hause nicht zu vergleichen. Die Wertigkeit ist eine andere. Ausnahmslos alle Fälle die wir hier Versorgen sind hochgradig an Taubheit grenzende Schwerhörigkeiten, die ohne unsere Hilfe keinen Zugang zu einem besseren Hören hätten. Das macht uns wahnsinnig stolz.
Als wir vor einem Monat für zwei Tage aufs Land gefahren sind um uns mit einem Freund und seiner Familie zu treffen und ein paar Tage Kathmandu zu entfliehen, saßen wir Abends an einem Tonofen in der Küche und unterhielten uns mit dem Bruder, der in dem kleinen Örtchen eine Art Bürgermeister ist. Er erzählte uns, dass es oberhalb des elterlichen Hauses eine Schule gäbe, die eine Taubstummen Klasse beherberge. Diese Sekundarschule wird von 10 Klassen auf 12 aufgestockt. Nun gehört aber die Taubstummen Klasse nicht zum Budget der Schule und muss das eine Klassenzimmer räumen, da der Platz benötigt wird. Die Jungen leben mit dem Hausmeister in der Küche, die Mädchen teilen sich vier Betten im Klassenzimmer. Alles höchst provisorisch. Die Provinz Darding, in der diese Schule mit der einzigen Taubstummen Klasse im Distrikt steht, ist der größte Bundesstaat Nepals. Der Schulweg der Kinder ist beschwerlich und dauert teilweise mehrere Tage, da nur eine einzige Straße gibt. Deswegen sind sie in der Schule untergebracht.
Am nächsten Morgen wanderten wir zur Schule um die Klasse zu besichtigen. Als wir nun diesen Haufen, wild um sich gestikulierender Kinder erlebten, die zur ihrer eigenen Familie zusammen gewachsen sind, waren wir zu tiefst berührt. Eine herzergreifende Dynamik, jeder war um jeden besorgt. Der älteste Nirma Silma, 15 Jahre alt, hatte hier bereits die Rolle des Ersatzvaters übernommen. Als wir an diesem Samstag in die Schule kamen, war schulfrei und außer der Taubstummen Klasse waren alle Kinder zu Hause bei ihren Familien. Auf der großen Wiese, hinter dem Schulhaus, saßen die dagebliebenen und spielten mit Murmeln. Alles rufen half nichts, erst als Nirma los lief um ihnen auf die Schulter zu tippen, merkten die Kinder das Besuch für sie da war.
Wir verbrachten einige Stunden im Klassenzimmer und obwohl wir nicht der Gebärdensprache mächtig sind, versuchten wir alle Fragen zu beantworten. Woher wir kommen? Warum Markus ein aufgeschlagenes Knie hat? Ob wir Christen wären? Und ob wir Kinder hätten?
Nun ging es auch darum, wie wir den Kinder helfen könne. Benötigt wird ein eigenes Schulhaus, bestehend aus 2 oder 3 Klassenzimmer, 2 Schlafräume, Toiletten und eine Küche. Sie würden
20 000 Euro für ein solches Schulgebäude veranschlagen. Ein Betrag der für uns nicht einfach so zu besorgen wäre. Wir verblieben so, dass wir uns der Sache annehmen würden und uns in erster Linie aber um die Hörprobleme der Schüler kümmern würden und bei Bedarf Hörgeräte und Batterien zu Verfügung stellen würden.
Wie es der Zufall so will, trafen sich zur gleichen Zeit in Deutschland Esthers Eltern mit einem Nepalesen „Suendra“, der die Kontaktperson zwischen dem Speyerer Rotariclub und einer Hilfsorganisation in Nepal ist. Suandra, der neben einem großen Waisenhaus auch schon mehrere Schulen für die Speyerer in Nepal gebaut hat, ist genau der erfahrene Mann den wir brauchen würden um erfolgreich für die Schüler ein neues Zuhause zu bauen.
Wir werden am 14. März mit einer inzwischen vierzehnköpfigen Delegation wieder nach Darding fahren um alle Kinder medizinisch zu versorgen und Suendra mit allen wichtigen Rahmenbedingungen vertraut zu werden. Wir sind guter Dinge….